Vom Stoßlüften und Nudeln kochen

Sechs junge Männer der Wohngruppe Lindenhof für minderjährige Geflüchtete wurden im Rahmen des Projektes „foot:print – 100 Fußabdrücke für den Bremer Westen“ von der Klimaschutzagentur energiekonsens in Sachen Energieeffizienz geschult.

Einige von ihnen stehen kurz vor dem Umzug in die erste eigene Wohnung, für die anderen wird dieser Schritt in absehbarer Zukunft folgen. Da kam eine Schulung zum Thema Energiesparen für sechs Jugendliche aus der Wohngruppe Lindenhof für minderjährige Geflüchtete – eine Einrichtung der Hans-Wendt-Stiftung – gerade recht. Sie erfuhren bei einem Hausbesuch der Energieberaterinnen Jessica Mangels und Mine Müller anhand vieler praktischer Bespiele, wie sie ihren Wasser- und Stromverbrauch senken und damit später auf sie zukommende Kosten reduzieren können. Dabei gab es etliche Aha-Erlebnisse – etwa, als mit Hilfe einer Nebelmaschine demonstriert wurde, wie Wohnräume richtig gelüftet werden.

„Ich habe einiges gelernt“, sagte Abdulkadirc Abdi Muhammad im Anschluss an die Veranstaltung. Nämlich, dass es genauso schnell warm im Zimmer wird, wenn man die Heizung im Winter nur auf vier statt auf fünf dreht. „Bisher habe ich immer auf die höchste Stufe gestellt. Aber das ist nicht gut, weil dann immer weiter geheizt wird, auch wenn es schon richtig warm ist“, so der 19-Jährige. Erstaunte Gesichter gab es, als die Referentinnen anhand eines mitgebrachten 10 Liter-Eimers demonstrierten, wie viel Wasser beim Duschen und Baden durchschnittlich verbraucht wird und errechneten, was das täglich für den Einzelnen kostet. „Also, ich lass jetzt beim Einseifen die Dusche nicht mehr laufen“, erklärte Linus Mevert, der ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Wohngruppe absolviert und somit ebenfalls zu den Teilnehmenden gehörte.

Energiesparpotenziale im Alltag nutzen

Jessica Mangels und Mine Müller nahmen sich in der eineinhalbstündigen Schulung alle Lebensbereiche vor, in denen Energie fließt – vom Waschen über Kochen bis hin zum Medienkonsum. Dabei zeigten sie Einsparpotenziale auf und wie sie genutzt werden können. So erfuhren die Jugendlichen, dass man durch den Einsatz von Perlatoren am Hahn den Wasserdurchfluss reduziert. Auch bekamen sie Hinweise, woran man eine energieeffiziente Waschmaschine erkennt und worauf beim Kauf von Leuchtmitteln zu achten ist. „Nehmt immer LED-Lampen. Die verbrauchen zehn Mal weniger Strom als zum Beispiel Halogenstrahler und das rechnet sich über das Jahr“, so Mine Müller. Ein Hinweis, den sich Maren Voß, Ansprechpartnerin für die minderjährigen Geflüchteten vor Ort, gleich notierte. „Wir werden die Räume in unserer Wohngruppe entsprechend prüfen“, erklärte die für die Hans-Wendt-Stiftung tätige Pädagogin, der Klimaschutz auch privat am Herzen liegt. Nicht nur aus diesem Grund hat sie das Projekt „foot:print“ ins Haus Lindenhof geholt: „Energieeffizienz ist bei uns häufig ein Thema und es gibt Regeln – etwa, dass das Licht ausgemacht wird, wenn man den Raum als Letzter verlässt. Ich denke aber, die Umsetzung kann noch besser klappen, wenn Informationen wie diese einmal von außen kommen.“ Schon häufiger habe es zum Beispiel Diskussionen darüber gegeben, ob Essen auf höchster Stufe gekocht werden muss, wenn es schnell gehen soll. „Dem ist nicht so. Nudeln brauchen 12 Minuten – egal, ob ich sie volle Pulle erhitze oder zwischendurch den Herd runterdrehe“, erklärte Mine Müller.

„Ich habe nun ein anderes Bewusstsein für Dinge im Alltag und werde mit den Jungs einiges von dem, was wir gehört haben, sicher umsetzen“, meinte Linus Mevert. Damit ist das Ziel von „foot:print“ erreicht, betont Hannah Jansen, die das Projekt seitens energiekonsens leitet. „Wir wollen Wissen zum Thema Energieeffizienz in den Stadtteilen Gröpelingen und Walle vermitteln, das sofort praktische Anwendung findet.“ foot:print wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert und spricht neben Geschäftsleuten im Bremer Westen auch Hausbesitzer und Mieter an. Sie werden auf Wunsch von Energieberatern besucht, die einen CO2– Fußabdruck für sie erstellen – also ermitteln, wie viel CO2 von ihnen im Alltag ausgeht – und Maßnahmen nennen, wie sich dieser Abdruck verkleinern lässt. Das Projekt befindet sich in den letzten Zügen und wird Mitte Juni feierlich mit allen Beteiligten abgeschlossen.